Ketamininfusion und Psychotherapie

Seit den 1960 Jahren wurde Ketamin als Anästhetikum entwickelt, zugelassen und eingesetzt. Im Zuge der Verabreichung und weiterer Forschungsarbeiten wurde allerdings klar, dass Ketamin nicht nur anästhesierende Wirkung, sondern auch einen schnellen, antidepressiven Effekt, besonders bei therapieresistener Depression zeigte. Bereits 2000 wurde in einer Studie der Yale University darauf aufmerksam gemacht, dass bereits eine niedrige Dosis Ketamin depressive Symptome innerhalb von wenigen Stunden lindern kann. Ein bedeutender Unterschied zu klassischen Antidepressiva, die dafür meist mehrere Wochen benötigen. (Berman et al.,2000)

Es konnte somit wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass Ketamin durch Blockade der NMDA- Rezeptoren die neuronale Plastizität im Gehirn begünstigt. Es werden dabei bestimmte Erregungsprozesse im Gehirn gezielt unterbrochen. Während dieser Unterbrechung kann dann ein Zustand erhöhter Veränderbarkeit erzeugt werden. Und genau dieser reversible Effekt ermöglicht es, im Zuge einer psychotherapeutischen Integrationstherapie, Prozesse in dieser Phase der emotionalen Offenheit tiefgreifend neu zu gestalten.

Aus diesen und weiteren Erkenntnissen entstand in weiterer Folge die Ketamin-gestützte Psychotherapie (KAP) eine Kombination aus Ketamin Infusion und gezielter psychotherapeutischer Integrationstherapie.

Besonders bei Depression, PTBS, Angststörungen und Sucht können rasche Verbesserungen erzielt werden. Neueste Studien zeigen, dass bei Kombination von Ketamin und integrativer Psychotherapie besonders nachhaltige Effekte erzielen werden können.

Durch die leichte Entkoppelung der Selbstwahrnehmung wird eine emotionale Distanz geschaffen, die einen Zugang zu bisher nicht erreichbaren Bereichen ermöglicht. So kann durch einen leicht halluzinativen Zustand eine kurzfristige Loslösung festgefahrener Strukturen erfahren werden, Negativspiralen werden damit leichter durchbrochen und können aufgrund der neu geschlossenen Nervenverbindungen flexibler gestaltet werden.

Wirksamkeit bei verschiedenen Störungsbildern

Therapieresistente Depression (TRD)

Randomisierte, kontrollierte Studien und Metaanalysen belegen den antidepressiven Effekt von Ketamin Infusionen gerade bei Patient:innen, die auf übliche Antidepressiva schlecht oder gar nicht ansprechen. In vielen Fällen kommt es bereits nach wenigen Sitzungen zu einer erhebliche Symptomreduktion. Da die Wirkung sehr schnell eintritt, werden Ketamin Infusionen auch bei suizidalen Patien:innen eingesetzt, um wertvolle Zeit für weitere therapeutische Interventionen gewinnen zu können.

Suizidale Gedanken

Meta-Analysen haben gezeigt, dass eine einzige Ketamin Infusion akute suizidale Gedanken signifikant innerhalb von wenigen Stunden abmildern kann. Dieser Effekt kann bis zu drei Tage anhalten. Dies verschafft wertvolle Zeit für die Einleitung weiterführender therapeutischer Maßnahmen, um Patient:innen in akuter Notlage zu stabilisieren.

Angststörungen und PTBS

Auch Patient:innen mit Angststörungen und PTBS sprechen in vielen Fällen gut auf Ketamin an. Studien dokumentieren eine deutliche und oft rasche Reduktion von Angstsymptomen nach einer Ketamin Infusion.  Die Wirkung kann Wochen oder sogar Monate anhalten. Besonders bei chronischer PTBS führte die wiederholte Gabe (4 -6 Infusionen innerhalb von 2 Wochen) zu einer signifikanten Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustands und der Symptomschwere im Vergleich zur Placebogruppe.

Sucht

Die Vergabe von Ketamin unterbricht eingefahrene Sucht Gedächtnisbahnen und fördert die Neuroplastizität. Dies erleichtert das Umlernen von erlernten und verankerten Verhaltens-und Gewohnheitsmustern. Eine emotionale Distanzierung zum gewohnten Suchtverhalten wird durch dissoziative Effekte ausgelöst und neu verankert. Craving und Rückfallspiralen werden dadurch deutlich verringert.

Ketamin unterscheidet sich von klassischen Entzugsmittel insofern, da es nicht direkt suchthemmend wirkt, sondern vielmehr ein Zeitfenster öffnet, in dem gezielt therapeutisch auf die neu entstehenden neuronalen Verbindungen eingewirkt werden kann. Ketamin kann daher eher als ein therapeutischer Katalysator angesehen werden.

Besonders wirksam sind Ketamin Infusionen dann, wenn emotionale Traumata eine Rolle in der Suchtenstehung spielen.

Auch bei Nikotinabhängigkeit zeigen erste Studien eine deutliche Reduktion des Rauchverlangens.

Ketamininfusionen sind somit besonders bei alkohol-und opiatasssoziierter Sucht aber auch bei anderen Abhängigkeiten vielversprechend. Die Craving und Rückfallraten können erheblich reduziert werden, wenn die Ketamin Infusionen therapeutisch begleitet werden.

Ablauf einer Ketamin Infusionstherapie

Vor Beginn einer Ketaminbehandlung erfolgt ein ausführliches Vorgespräch mit unserer zuständigen Ärzt:in zur Abklärung der Krankengeschichte. Mögliche Ausschlusskriterien werden abgeklärt und es findet ein ausführliches Gespräch über Ablauf, Wirkung und Nebenwirkung statt.

Die Ketaminbehandlung ist in unserem Hybrid Fast Verfahren ein fixer Bestandteil und wird mit zahlreichen anderen therapeutischen Bausteinen kombiniert. Unser erfahrenes Team wird Sie über den Therapieablauf und die unterschiedlichen Möglichkeiten informieren und Sie mit unserer Therapie vertraut machen.

Am Infusionstag wird Ketamin in niedriger Dosis über 40-60 Minuten verabreicht, während Sie in entspannter Umgebung von unseren Las Almas Therapeut:innen überwacht und begleitet werden. Nach etwas 10-15 Minuten treten oft leichte, dissoziative Zustände und eine veränderte Wahrnehmung auf. Danach folgt eine Ruhephase von circa 30-60 Minuten.

Eine Behandlungsserie bei Las Almas erstreckt sich über zwei bis vier Wochen mit jeweils 3 – 4 Infusionen während der 2 wöchigen Behandlung. Unsere psychotherapeutische Integrationstherapie findet jeweils mit der behandelnden Psychotherapeut:in am darauffolgenden Behandlungstag statt.

Mögliche leichte, vorübergehende Nebenwirkungen wie Schwindel, Übelkeit oder Kopfschmerzen stehen unter ständiger Beobachtung. Der gesamte Ablauf erfolgt unter medizinischer Aufsicht.

Fazit

Für viele Betroffene, bei denen klassische Therapien nicht zum gewünschten Effekt geführt haben und die oft schon einen langen Leidensweg hinter sich haben, bietet die Ketamin Infusionstherapie in Kombination mit integrativer Psychotherapie eine wissenschaftlich gestützte, moderne und wirkungsvolle Behandlungsalternative. Aufgrund der zur Verfügung stehenden, ermutigenden Studien eröffnet sich damit eine neue, innovative Behandlungsmethode.

Ketamin alleine ersetzt jedoch niemals eine umfassende Psychotherapie. Sie kann aber als integrativer Bestandteil im Rahmen einer ganzheitlichen Behandlung eingesetzt werden und schenkt Hoffnung auf mehr Lebensqualität und Lebensfreude.

Lesen Sie auch unsere Seite “Studien”. Dort finden Sie Evidenz basierte Studien und Veröffentlichungen zu unseren einzelnen Verfahren: https://www.lasalmasgroup.com/studien/ Mit freundlichen Grüssen, Mag. Sandra Gebistorf

LAS ALMAS

SEELISCHE GESUNDHEIT, GANZHEITLICH GEDACHT